Kurzbericht #kr3108

Mehr als 150 Antifaschistinnen und Antifaschisten haben gestern gegen die etwa 60-köpfige Kundgebung von „Querdenken 215“ auf dem Krefelder Theaterplatz demonstriert. In durchweg stabilen Redebeiträgen wurde auf die antisemitischen und faschistischen Tendenzen bei den „Querdenkern“ aufmerksam gemacht und deren schlicht unsolidarisches Verhalten kritisiert. Einen riesen Dank für die starken Reden geht an: Anarchistische Gruppe Krefeld, Jusos Krefeld, Die Linke Krefeld, Seebrücke Krefeld, FAU Krefeld. Und natürlich an alle anwesenden Antifaschistinnen und Antifaschisten.

Vielleicht hätten die „Querdenker“ bei dem ein oder anderen Redebeitrag auch mal besser zugehört, dann hätten sie sich ihre spätere Selbstidentifikation als „die wahren Antifaschisten“ sparen können.

Nachfolgend dokumentieren wir unseren einleitenden Redebeitrag. Später folgen außerdem Videos von weiteren Redebeiträgen.

„Querdenker“ und ihre fehlende Solidarität.

Obwohl sie sich gerne als Rebellen und Kämpfer inszenieren, handeln sie durch das Leugnen der Gefahr des Virus nicht nur unmoralisch und unvernünftig, sondern machen sich dabei aktiv zu Knechten des Neoliberalismus, der möglichst schnell zum kapitalistischen Normalbetrieb drängt, die Wirtschaft priorisiert und damit die Ansteckung von Arbeitern und Arbeiterinnen bewusst in Kauf nimmt.

Auch, dass sie beim Beispiel der vielen Ansteckungen in dem Fleischereibetrieb Tönnies, nur darauf achten, dass es trotz vieler Fälle keinen Toten gab, ist sinnbildlich für ihre fehlende Solidarität. Es geht ihnen nicht darum, dass diese Menschen unter schlimmsten kapitalistischen Ausbeutungsverhältnissen arbeiten oder dass sich die Situation für die Betroffenen verbessert. Es geht ihnen nicht um bessere Bezahlung!

Wie das anders gehen kann, zeigt beispielsweise die antikapitalistische Kampagne „Shut down Schweinesystem“, die sich gegen Lohndumping in der Fleischindustrie einsetzte.
Oder auch, wie sich der Gewerkschaftszusammenschluss FAU Bonn den Erntehelfer/innen im Arbeitskampf für bessere Unterbringung, das Auszahlen fehlender Löhne und Schutzausrüstung gegen die Coronapandemie stark gemacht hat.

Die „Querdenker“ interessieren sich auch nicht dafür, dass Krankenhäuser immer weiter privatisiert werden und Gesundheit nur als Ware in kapitalistischer Verwertungslogik dient, während etwa der linksradikale Zusammenschluss „Interventionistische linke“ seit Jahren an der Seite des Pflegepersonals dagegen ankämpft. Dieses Engagement konnte aber außerhalb der linken Szene kaum Aufmerksamkeit generieren.

Der Protest der „Corona-Rebellen“ ist nur der eines Wohlstandes, der sich egoistisch gegen kleinste Veränderungen des persönlichen Lebens richtet. Sie interessieren sich nicht für die sozialen Fragen und stellen ihre individuelle Freiheit über die Solidarität mit ihren Mitmenschen. Was bei rechtspopulistischen Bewegungen längst taktischer Usus ist, wiederholt sich bei den angeblichen Rebellen im Schnelldurchlauf: Die Freiheit, die man selber in Anspruch nimmt, misst man anderen nicht zu.
Oder kann sich jemand an ihren großen Aufschrei nach dem Verbot der Trauerveranstaltung zum Gedenken der Opfer von Hanau erinnern?

Ihr ständig wiederholendes Gerede von Freiheit ist daher nur eins: Infantilund qualitätslos. Ihr Protest bleibt unsolidarisch und empathielos und ist ein Schlag ins Gesicht der arbeitenden Klasse und allen schutzbedürftigen Menschen.

Übrigens: Sich an die staatlich vorgegebenen Maßnahmen zu halten, eine Maske zu tragen und auf Mindestabstand zu achten, hat rein gar nichts mit blindem Gehorsam zu tun. Vielmehr handelt es sich dabei um einen solidarischen Akt seinen Mitmenschen gegenüber.

Zum Schluss lässt sich feststellen: Die sogenannten Querdenker und Erleuchteten haben absolut keine Lösungen anzubieten. Es geht ihnen nur um das zur Schau Tragen ihrer Befindlichkeiten in ekelhaftester narzisstischer Selbstdarstellung. Sie sind nur ein Haufen antisozialer Persönlichkeiten, die im Kreis stehen und sich Geschichten erzählen, während wirklich emanzipatorische Kräfte für Verhältnisse kämpfen, in denen es soziale Gerechtigkeit und ein besseres Leben für Alle gibt!

Wenn wir wollen, dass wir alle so unversehrt wie möglich bleiben, müssen wir uns alle schützen – vor der Gewalt der Verhältnisse, die wir verinnerlicht haben und weitertragen, vor den aktuellen Katastrophen und denen, die noch kommen.

Es bleibt dabei: Der Kampf gegen Kapitalismus und die Pandemie geht nur solidarisch.